1. Teil des Interviews mit einem gruppegelb-Mitglied zur schneeameisenschau vom 2. April 2004


Nach dem ersten Besuch der schneeameisenschau tauchten viele Fragen auf, dass ich froh bin, Sie hier in Hammamet interviewen zu können.
Zu Ihrer Geschichte der schneeameisenschau.
Wie kam es zu ihr?

Ja hallo zunächst. Ihr Interesse ist prima.
Zum August 2003 wurden ja in Berlin/Brandenburg die analogen Signale zum Empfang der Fernsehprogramme abgeschaltet und das bedeutete und bedeutet ja auch heute und zunehmend in ganz Deutschland:
Wer über Haus- oder Zimmerantenne ferngesehen hat, braucht einen Decoder zur Entschlüsselung der digitalen Signale oder eine Schüssel oder aber muss Kabelfernsehkonsument sein oder werden. Und wer sich für ein Zusatzgerät entschieden hat, kann ÜberallFernsehen. ÜberallFernsehen ist digitales terrestrisches Fernsehen und soll portablen und gar mobilen Empfang hoher Qualität von viel mehr Programmen möglich machen.
Und da tauchte die Idee auf:
Das muss niemanden davon abhalten, auf einmal technisch anders fernzusehen.
Solange das Grundrauschen vom alten Fernseher verstärkt wird, geht fernsehen und zwar Ameisen im Schnee sehen geht und das spätestens über Kenntnis der schneeameisenschau.
Das war das Grundmotiv für die gruppegelb, die in der Möglichkeit schneeameisenschau plötzlich auch einen Referenzrahmen für die Frage nach der Faszination für die laufenden bewegten Bilder gefunden hat. Weiter macht die schneeameisenschau einen Verweis auf die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Wust möglich. Nämlich über das Rauschen, das die schneeameisenschau genau so zeigt, wie Frau Schlapps es in Oer-Erckenschwick sehen könnte, hätten wir es nicht mit dem Rauschen zu tun. Aber Frau Schlapps kann schneeameisenschau sehen, wenn es die Technik noch erlaubt und zwar ihre eigene.
Sich dem Rauschen zu stellen, sich dran zu tasten, erfordert aber sicher viel. Viel vieler Disziplinen und viel Interaktion.


Welche Disziplinen?

Naja klassisch zum Beispiel ganz allgemein die Bildwissenschaften.

Und gibt es da eine Kommunikation?

Tja ... das führt zu weit, fürchte ich.

Nun gut, um an Geschichte anzuknüpfen: Was ist mit dem Schwarzweißphoto, von dem ich gehört habe?

Ja das war 1997 oder 1998, das weiß ich nicht mehr genau, da ist im Zuge einer Arbeit die erste schneeameisenschau entstanden, die in diesem Rahmen photographiert wurde. Das war so: Ein Reisefernseher, der an das Stromnetz angeschlossenen war, hat Ameisen auf einem Trockenboden gezeigt. Es waren sehr hübsche, wenn ich mich recht erinnere. Ich sende Ihnen ein Bild, wenn Sie mögen.

Hier & 1.schneeameisenschau war 1997: 1. schneeameisenschau 1997

Ja gern! Und wie kam es zu dieser ersten schneeameisenschau?

Im Rahmen der damaligen Arbeit, die sich auf einer sehr einfachen Ebene mit dem Medium Film und Zeit auseinandersetzte, gliederte sich die schneeameisenschau als sagen wir Verweis auf den Zusammenhang von Film und Fernsehen ein.

Was genau heißt das?

Eigentlich ist das schon zu theoretisierend. Was gemeint war, war erstmal eine pathetische Verdeutlichung von der Film ist aus. Zugegebenermaßen ist auch das schon pathetisch und findet im und über das Photo eine Steigerung.
Aber: Genau in dieser Schnittstelle oder Schnittmenge steht ja die schneeameisenschau selbst.


Das verstehe ich nicht.

Vielleicht bezog sich das schon auf diesen Schluss, sehen Sie: Nehmen wir an, die schneeameisenschau würde einen breiteren Resonanzraum finden, als sie jetzt hat. Sagen wir: Etwa im kommerziellen Fernsehen würde die schneeameisenschau gesendet, dann würde das bedeuten, dass so etwas wie ein Film entsteht. Natürlich kein Film wie der des Kinos, sondern eine Art Fernsehfilm. So. Eine Modifikation. Puff. Die schneeameisenschau tentakelt sich aus ihrer Geschichte zurück in sie.

Moment, das ist neu. Was hat es mit der schneeameisenschau als Sendung fürs konventionelle Fernsehen auf sich?

Gedacht ist bzw. war folgendes: Nachdem in der Anmoderation des Senders klar ist, dass jetzt schneeameisenschau kommt, sollten zuerst die Nutzsignale des Senders abgestellt werden.
Aber das Rauschen ist ja in seiner Existenz bedroht!
Mancher Fernseher macht einen blauen oder grauen oder sonstwie Schirm, wenn er merkt: Das sind nur Ameisen.
Es musste also irgendwie klar werden, wie sich schneeameisenschau als Sendung auf den Heimgeräten tummeln kann. Und das meint genau das: als Sendung. D.h. diese schneeameisenschau ist dann nicht mehr ein Phänomen des Heimgerätes. Das war ein Problem. Kein unlösbares wie schnell klar wurde, denn: Von einem Fernseher, der das Rauschen nicht unterdrückt, werden Bild und Ton über eine Kamera live gesendet.


Auf was für eine Frequenz wird dieser Fernseher denn eingestellt?

Auf eine der Frequenzen, auf der der Sender sendet. Natürlich muss der eigentliche Empfang des Senders bei diesem Gerät dann unterbunden werden.

Ja. Aber welche Frequenz hat denn von den möglichen Priorität?

Aus der Geschichte der schneeameisenschau heraus natürlich die analog Genutzte. Und zwar absteigend terrestrisch, über Kabel und dann Satellit.

Warum?

Macht doch Sinn oder?

Stimmt.

Da fällt mir natürlich ein: Wie bei einer "echten" schneeameisenschau darf an dem Fernseher in der Sendung rummodifiziert werden. Das wär toll, weil sich da dann auffächert, was schneeameisenschau meint. Aber nicht an der Frequenz rumspielen! Und natürlich sollte der Kameramann möglichst wenig Ameisen abschneiden beim Drehen. Das bleibt wohl nicht aus, ist aber trotzdem tragisch.

Wie sieht es mit der Sendezeit aus?

Da sitzt wohl die Sendeanstalt am längeren Hebel. Gern aber lang. Ist ja klar. Ein Trailer wäre auch mit Rücksprache eine tolle Angelegenheit. Und der Betrieb soll durch die schneemaeisenschau nicht aufgehalten werden. Reklame zwischendurch darf gern sein, auch Trailer für andere Sendung und was da alles noch denkbar ist: Her damit!

Wollen Sie die Zuschauer tatsächlich ganz unvorbereitet auf die schneeameisenschau loslassen?

Nein, natürlich nicht. Zu Beginn der Sendung soll schon klar gemacht werden: Heute sehen Sie die schneeameisenschau genau des Fernsehers, der hier steht. Der in dem Studio natürlich. Und ein paar Infos zur schneeameisenschau braucht der Zuschauer natürlich auch. Die kriegt er von dem Moderator. Wie das genau aussieht, muss die gruppegelb noch entscheiden. Ein Skript ist in Vorbereitung. Falls Sie da einen native-speaker aus Spanien wüssten...

Wozu?

Tja, die schneeameisenschau will vorbereitet sein. Rauschen macht auch ein japanischer Fernseher und verstärkt es, wenn er nicht merkt, dass da nur Rauschen ist.

Da muss ich passen.

Das Interview führte Birte Wolmeyer.